parent nodes: Gebäude | Johann_Theede
Pläne und Ansichten hier:
Architekt: Johann_Theede
1928 als 1.Etagenmeierei Deutschlands erbaut. Da sich die Etagenmeierei nicht bewährt hatte, wurde sie zur Margarinefabrik umgerüstet.
1930 Seibelsche Margarinefabrik.
1983 Schließung der Margarinefabrik.
1984 wurde der Schornstein abgerissen.
2006 städtische Musikschule Kiel.
"Der Milchhof in Kiel, der ein Wahrzeichen des Stadtteils Gaarden darstellt, ist die erste Etagenmeierei Deutschlands und dürfte in vieler Beziehung einzig in Europa dastehen. Zusammen mit dem Verwaltungsgebäude und den Stallungen bietet die gesamte Anlage ein Beispiel praktischer, modern durchdacher Durchbildung für diesen Industriezweig. Eine in baulicher und maschinen- technischer Hinsicht schwierige Aufgabe war
zu lösen. Daß
dies in hervorragender Weise geschehen ist, kann jetzt, nachdem die Anlage eine Zeitlang in Betrieb ist, mit Recht behauptet werden.
Der Grundgedanke bei diesem Sondergebiet industrieller Produktion ist der, daß mit Hilfe der Fließarbeit ein rationeller Arbeitsprozeß zur Durchführung gelangt. Da es sich im vorliegenden Falle um Milch handelt, so kann man in des Wortes wahrster Bedeutung von Fließarbeit sprechen. Sie fließt naturgemäß selbsttätig, ohne Pumpen zu benötigen, dem Gesetz der Schwere folgend, von Arbeitsstelle zu Arbeitsstelle, wenn sie an der höchsten Stelle des Gebäudes
in den Arbeitsgang hineingegeben wird. So geschieht es im Milchhof Kiel, in dem die von den Gutshöfen kommenden Milchkannen durch ein Paternosterwerk in das oberste Geschoß geschafft werden. Von dort aus wird die Milch zwei Behandlungsweisen zugeführt. Der eine Teil der Milch soll dem alsbaldigen Gebrauch als gesundheitlich einwandfreie Vollmilch dienen, der andere auf Gewinnung von Rahm und Butter behandelt werden. Deshalb ist das Gebaeude vom obersten Stockwerk ab für diese beiden Behandlungsarten,
wenn auch nur organisatorisch, in zwei Abteilungen getrennt. Die für den alsbaldigen Gebrauch bestimmte Milch wird pasteurisiert, d. h. einer Dauererhitzung auf 63 Grad unterworfen. Bei diesem Verfahren werden die in der Milch enthaltenen Vitamine erhalten. Sodann wird die Milch abgekühlt bis auf etwa 3 Grad Wärme und auf dieser Temperatur bis zur Abgabe an die Verbraucher erhalten, teils in Kannen, teils in verschlossenen kleinen Glasflaschen. Das Füllen und Verschließen dieser Flaschen
geschieht maschinell, ebenso wie das Säubern der gebrauchten Flaschen und Kannen.
Die Erzeugung von Butter wird in der üblichen Weise in Milchschleudern und durch Butterfertiger vorgenommen, so daß auch hier der nötige Personalstand nur ein ganz geringer zu sein braucht.
Es entspricht dem Charakter des Milchhofes als einer hygienisch vorbildlichen Anlage, daß ihm ein Kontroll-Laboratorium angegliedert ist.
Die gesamte mechanisch-maschinelle Einrichtung für die Milchbehandlung wurde von der Bergedorfer Eisenwerk A.- G., Astra-Werke Bergedorf, geliefert, die auf dem Gebiete des Meiereiwesens über langjährige Erfahrungen verfügt. Die nötigen Apparate für Reinigung, Erhitzung, Kühlung und Füllung sind so eingerichtet, daß bei dem Arbeitsgange die Milch nicht mit der Hand in Berührung kommt, sondern alles automatisch erfolgt. Die mit Sodalauge, Heiß- und Kaltwasser
ausgespritzten und ausgespülten Flaschen wandern auf Transportbändern zur Füllmaschine, von wo sie nach Füllung in die Kühlräume im Keller befördert werden".